
![]() | ![]() |
![]() |
Das 1762 erbaute und 1873 umfassend renovierte Haus Sahlenweidli steht auf dem Gebiet der Gemeinde Röthenbach, unmittelbar daneben verläuft die Gemeindegrenze zu Eggiwil. Im historischen Gebäude gibt es weder Strom noch sanitäre Einrichtungen. Das Plumpsklo befindet sich ausserhalb des Hauses über der Jauchegrube, das Wasser muss vom Brunnen geholt werden. Historiker und Bauernhausforscher haben bei der Besichtigung im Vorfeld des Fernsehprojektes im Gebäudekern Reste von älterer Bausubstanz gefunden. Diese lässt darauf schliessen, dass das Wohnhaus älter als 230 Jahre ist, 1772 aber umfassend renoviert wurde. Der Grundriss des Hauses entspricht demjenigen eines typischen oberemmentalischen Kleinbauernhauses. Das für den Bau verwendete Rottannenholz stammt aus der Gegend.
Ein Haus - zwei Familien
Im Haus Sahlenweidli haben im 17. und 18. Jahrhundert, wie zu dieser Zeit üblich, zwei Familien gewohnt. Die offene Rauchküche wurde von beiden Parteien genutzt. «Die gemütliche Wohnküche ist ein Kind des 20 Jahrhunderts», so der Berner Historiker Heinrich Christoph Affolter. «Zur Zeit um 1800 war die Küche ein dunkler, rauchiger und ungemütlicher Ort, der lediglich zum Kochen diente. Der Alltag spielte sich in den durch einen Ofen gewärmten Stuben nebenan ab. Dort ass, schlief und lebte man.» Die sogenannten Gaden im oberen Stockwerk – im Haus Sahlenweidli gibt es drei davon – wurden als Lagerräume und teils auch als Räuchkammern oder bei Platznot als Schlafräume für die älteren Knaben benutzt. Im Untergeschoss befinden sich neben der offenen Rauchküche vier Räume, die man als Wohnstuben oder Schlafkammern nutzte. Das Haus Sahlenweidli gehörte zur Mitte des 19. Jahrhunderts den beiden Töchtern von Jeremias Gotthelf, Henriette und Cécile Bitzius, sowie ihren Gatten, ehe sie es 1858 zum Preis von knapp 5 500 Franken verkauften. Das Haus war bis 1997 bewohnt.
Das Inventar im «Gotthelfhaus»
So zu leben wie im 19. Jahrhundert bedeutet Verzicht auf moderne Haushaltgeräte und Luxusgüter, aber auch auf Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände, die heutzutage nicht mehr aus dem Alltag wegzudenkenden sind. Nachfolgend das Inventar, das der «Gotthelf-Familie» im Haus Sahlenweidli, im Stall und in der Umgebung zur Verfügung steht:
Für die Küche:
Feuerzeug, Zündhölzer, Pfannen, Besteck, Chacheli (Trinkgefässe), Teller, Krüge, Schüsseln, Butterfass, Sieb, Rüstbrett, Vorratsgefässe und Küchenmesser sowie Lumpen, Soda und Sand (Scheuermittel).
Haushaltgeräte:
Eimer, Besen, Schere und Schnur.
Beleuchtung:
Kerzen, Petroleumlampen und Petroleum.
Stube:
Tisch, Stühle und Bank.
Schlafräume:
Betten, Matratzen, Kopfkissen, Duvet, Bettzeug und Truhe. Sonntagskleider und Hüte.
Toilettenartikel:
Nachttopf
Arbeits- und Handwerksgeräte:
Melkstuhl, Melkeimer, Axt, Säge, Rechen, Heugabeln, Sense, Schleifstein, Sichel, Heutragtuch, Schubkarre, Stricke, Säcke, Nägel und Hammer.
